Als meine Welt mehr technisch war.
Datum: Thursday, 06.October. @ 17:45:34 CEST

Als ich 8 Jahre war hatte ich mir etwas spannendes als Beschäftigung gewünscht. Daraus ist Liebe zur Musik und dem passenden Abspielequipment und vor allem Tonbandgeräten entstanden. Mehr über die Drehenden Spulen und Bilder meiner ersten Studios findet Ihr hier.

Die Magie der drehenden Spulen, oder der lange Weg zum besten Sound :-)
Das muss eine wilde Zeit gewesen sein damals 1966. Mein Vater kaufte sich gerade sein erstes Philips Stereotonband, ich kam mit 4,75 cm/sec auf die Welt. Gentechnisch direkt mit dem Tonband - Virus infiziert.
Im Alter von 8 Jahren kaufte ich auf dem Flohmarkt meine ersten Röhrentonbandgeräte. Immer in der Hoffnung eines zu finden welches meinen damaligen Klangansprüchen auch entsprachen. Allerdings waren diese ersten Geräte meist schrott und erst mit 12 Jahren lernte ich die Röhrentechnik zu bändigen. Also habe ich mich vorerst mit kleinen Casettenrecordern begnügt. Cassetten waren billiger und die Reparaturaussichten höher. Dann mit 11 Jahren hat mir mein Vater seine Uher royal de Luxus vermacht, nachdem er sie mehr in meinem Zimmer gesehen hat als im Wohnzimmer. Leider war sie damals schon so vernudelt, und für neue Bogen Tonköpfe hatte ich vorerst leider noch kein Geld.
Aus meiner heutigen Sicht war das Gerät nicht besonders stabil und die Bogentonköpfe sind so butterweich, das sie noch nicht mal für 200 Bänder reichen.
Natürlich musste ein Ersatz her den ich mir in der Form einer Philips 4450 besorgt hatte. Ach ja, ich habe sie vorher gegen eine A77 getaucht, da mir 2 Spur im Bandverbrauch zu teuer war. Aus der heutigen Sicht völlig berechtigt, denn eine Gut erhaltene 4450 zu bekommen dürfte so gut wie unmöglich sein. Damals wohl eher ein schlechter Tausch, aber sie sah so imposant aus, irgendwie die A700 des kleinen Mannes :-)
Aber wie immer war ich klanglich noch nicht richtig glücklich. Aber trotzdem wurde bei dem einen oder anderen sonntäglichen Flohmarkt ein altes Röhrenschätzchen geschnappt.
Und es wurden noch mehr Maschinen die nach und nach auf dem Dachboden Verschwanden
Gerade der Duft der heizenden Röhren ist es, den die alten Maschinen so unverwechselbar machen. Aber ich suchte immer noch nach einer Lösung gegen Drop Outs und schlechte Höhenwiedergabe und die kam....
In Form einer Autoreverse AKAI mit knallharten Köpfen und einem höhenreichen Klangbild.
Diese Maschine steht heute völlig fertig in unserem Gäste WC, da der Keller schon voll ist und ich werde mich wohl von Ihr nach min. 200Km Band und 15 Jahren in meinem Besitz trennen. Aber technisch immer noch restaurierbar und klanglich dank der Ferrit Köpfe noch OK. Da aber das Mischen von Audiomaterial immer noch im Mittelpunkt stand, baute ich mir so nach und nach meine ersten kleinen „Studios“ auf, mit denen wir Kontaktkassetten und Anrufbeantwortersprüche produzierten
In der Mitte erkennt man mein erstes selbstgebautes Mischpult, rechts die Royal de Luxus.
Aber die Zeit schrie nach was besserem, was amtlichem! Und da meine Radiozeit so langsam begann, brauchte ich natürlich auch Zuspieler für Jingles und da kamen die guten alten A77 wieder ins Spiel. Eine davon sogar umgebaut als High Speed Version. Man beachte bitte die Qtips rechts. Allzeit bereit :-) Aber seit jener Zeit kann mich die A77 nicht mehr vom Ofen locken. Lautes Startgeräusch und wie immer hoher Kopf- verschleiß. Ersatzteile gibt es immer noch, die Maschinen selber habe ich verkauft.
Aber ich brauchte unbedingt noch eine gute Mastermaschine, und die Technics hatte zu jener Zeit einen guten Ruf... und sieht atemberaubend aus! Bis zum Schluss robust aber klanglich bei weniger als 38 cm/sec nicht gerade Spitzenklasse.
Zu Ihrer Zeit kamen die ersten DAT Recorder auf den Markt und die ersten Computerschnittsysteme erfreuten den angehenden Radiocomiker und sein Bankkonto.
Gemastert wurde dann auch auf CD und die Bänder wurden eingemottet. So lange bis ich 2001 auf einem Flohmarkt eine Tandberg 3300X erstanden habe. Ich habe meine alten Bänder hervorgekramt und einfach nur gestaunt, was da klanglich so rauskam.
Das wars also... Tandberg. Zu meiner Jugendzeit unerschwinglich. So finde ich eine Tandberg X10, von der ich eine modifizierte Studioversion ergattert habe, heute immer noch zu den angenehmsten was eine Handvoll Transistoren, Röhren und Operationsverstärker aus einem Band rausholen kann. Natürlich ist die PR99 aus unserem Radiostudio mit Sicherheit etwas feines gewesen, aber wenn ich Klang will, dann nehme ich einen DAT Recorder oder ein Computerschnittsystem. Da kann dann auch eine Revox nicht mehr mithalten. Eine Tandberg bring Sound.
Also etwas, was in unserer Digitalen Musikwelt sehr sehr selten geworden ist. Nicht umsonst gibt es wieder Röhrenvorverstärker, die in den Masterweg geschaltet werden, um das Klangbild wärmer und weicher zu machen. Kostenpunkt ab € 2000 J Heute sind Tonbänder für mich nur noch Nostalgie, schön anzusehen, aber immer noch bin ich Sonntags auf dem Flohmarkt, bei Regen auch bei EBAY, J und kaufe mir ein altes Teil, welches ich dann wieder flott mache. Aber leider ist der Horizont im Moment erreicht, denn unsere Wohnung wird definitiv zu klein, und solche Schätzchen wollen gesehen werden.... als Relikt einer längst vergangenden Zeit....
Meine letzte Revox habe ich 1999 an einen Sammler verkauft.